Autobiographie
In diesem Kapitel bieten wir einen kleinen und auf Deutsch übersetzten Teil von der Biographie von R. Feldmanis. Falls Sie diese Arbeit unterstützen und fördern wollen, bitte verständigen Sie sich mit uns.
Alle Leute von der Adolfstraße waren weg auf einem weiteren Wege.
In der Morgenfrühe rief Arturs Silke an. Es scheint, daß der Tag ruhig sein wird und wir könnten auf dem Führwerk nach Ramava fahren und einen Sack Kartoffeln nach Hause bringen. Er könnte uns in diesen unbekannten und erwartenden Umständen sehr nützlich sein. Obwohl Frau Jursons hinsichtlich dieser Idee einen ernsten Einwand erhob, wir bekamen doch ein freies Führwerk und machten uns auf den Weg. Auf den völlig leeren Straßen schien alles gut zu sein. Aber dann – schon hinter der alten Kirche von hl. Gertrude – lenkte die deutsche Schildwache uns in die Richtung nach Valdemara Straße ab und wir kamen zum Schloßplatz herunter, der voll von Leuten und Führwerken war. Uns wurde befohlen, aus dem Führwerk herauszusteigen und ihn zu verlassen. Ein deutscher Soldat nahm uns sofort fest, ohne etwas zu erklären, und schob durch die kleine Pforte auf den schon gerammelten Schloßhof hinein. Niemand wußte genau, was ist geschehen. Zuweilen schoben die Wächter auf den gerammelten Hof sowohl einzelne Männer, als auch die ganzen Gruppen von Männern hinein. Es sah so aus, als ob sie von ihren Arbeitsplätzen weggenommen sind. In der Menschenmenge bemerkte ich einige Pfarrer. Auch sie wußten nichts. Als schon ein paar Stunden in der Ungewissenheit vergangen waren, bemerkte ich einen deutschen Offizier des höheren Ranges und fragte ihn, ob „die Kontrolle“ (als ich es dachte) schon bald zu Ende gehen wird. Ich bin ein Pfarrer und meine Arbeitszeit beginnt schon jetzt... Trotz der Wahrnehmumg der unbegreiflichen und grauenvollen Situation erhielt ich eine über Erwarten gute Antwort: „Wo sind noch Ihre anderen Kollegen?“ Ich rief in der Menschenmenge hinein, aber niemand folgte meinem Ruf. Der hohe Offizier führte uns beide mit Arturs Silke zu der kleinen Pforte heran und, ungeachtet der Einwände des Wächters, ließ uns frei...
„Nun nur schnell zu verschwinden!“, rief Arturs aus und wir beide eilten in den kleinen Straßen der Altstadt und konnten (natürlich, ohne Führwerk) nach Hause zurückkommen. Erst danach erfuhren wir, was eigentlich dieses Fangen von Männern bedeutete. Bei der Zurücktretung rießen die Deutschen mit sich die Macht der Soldaten und der Zwangsarbeit, um die letzte „Festung von Europa“ nämlich das schon zusammenfallende Deutschland „zu retten“.
Der Atempause dauerte aber nicht lange. Ich erhielt eine Nachricht, daß am Ufer von Daugava ein Schiff steht und die gesammelte „Fracht“ aufnimmt, um bald sich nach Deutschland auf dem Seeweg voller Minen zu begeben. Ich erhielt auch ein Zettel von meinem Bruder, daß er sich schon auf diesem Schiff befindet. In der größten Eile bagab ich mich zum Ufer von Daugava, wo nach einem langen Rufen gelang es mir zu erreichen, daß mein Bruder zum Rand des Schiffes kam. Aber wie soll ich ihm helfen? Da der Abstieg des Schiffes von ausgerüsteten Soldaten bewacht wurde, gelang es mir nicht, an Bord des Schiffes zu gehen, obwohl ich das versucht habe. Die „Jungen“ auf dem Schiff haben doch erdacht, wie sich selbst zu helfen und vom Schiff absteigen zu können. Die deutschen Machtbehörden haben denen, die sich angemeldet haben, mit dem Zug auszuwandern, die besonderen Bescheinigungen ausgeteilt. Die Leute, die solchen Bescheinigungen hatten, wurden nicht mit Schiff geführt. Jemand hat so eine Bescheinigung den braven Jungen besorgt und dann konnte man mit Bleistift den Namen des eingetragenen „Auswanderers“ auslöschen und einen anderen namen eintragen. So konnte sich mancher von den Gefangenen retten. Auch mein Bruder.
(Übersetzt von Uldis Alpe)
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